Das Gewicht von Seifenblasen
Liebesroman

„Das Gewicht von Seifenblasen“ berührt mich tief

Die Rechte am Cover von „Das Gewicht von Seifenblasen“ liegen bei Tinte und Feder / Amazon Publishing 


Meine Rezension:

Buch Herkunft: Rezensionsexemplar über NetGalley von Tinte und Feder

Das Gewicht von Seifenblasen

von Jessica Winter, 346 Seiten, Erscheinungsdatum 01.12.2020, Tinte und Feder

Die Herausforderung im Leben besteht nicht im Kampf, den wir führen, sondern darin, seine Ursache anzunehmen. Wirklich anzunehmen. by lesehungrig

Diese Rezension wird anders ausfallen, als die Struktur, die ihr bisher von mir gewohnt seid. Weshalb? Ganz einfach: Es ist ein Buch, das mich heftig aus meinen heißgeliebten Sneakers gerissen hat, und ich bin bemüht meine Eindrücke einzusammeln, die wie Seifenblasen um mich herum schweben.

Da etwas Struktur nicht schadet, versuche ich es eben so:

Elizabeth Donovan, von allen Liza genannt, ist 23 und studiert englische Literatur und Journalismus in New York. Sie ist schräg, verpeilt, immer wieder drüber und herzensgut. Liza gleicht einem bunten Würfel, bei dem die Wertangaben verrutscht sind. Um glücklich zu werden, muss sie lernen, alles an die richtige Stelle zu rücken. Ob ihr das gelingt?

Ihre geliebte Schwester Becca ist dabei immer an ihrer Seite, oder umgekehrt. Die beiden sind unzertrennlich. Zu Becca gehört der Sphinx Kater Merlot, der alle an die Wand spielt, so großartig sind seine gelegentlichen Auftritte.

Ihr gemeinsamer Nachbar River Hudson studiert Humanmedizin, ist 25 Jahre alt und kommt ursprünglich aus Australien. Sein kaukasischer Hirtenhund Balu ist zum Fressen süß. River ist witzig, wahnsinnig aufmerksam, empathisch, romantisch und strebsam. Kurzum; ein Traum von einem Mann. Er liebt Eishockey spielen und sieht nebenbei bemerkt unverschämt gut aus. Seine seltsame Pizzavorliebe verzeihe ich ihm sofort.

Mehr müsst ihr über die Figuren nicht wissen. Entdeckt sie selbst und entscheidet dann, ob ihr sie mögt, oder lieber nur von hintern sehen wollt. Wobei ich mir die Rückseite von River irre attraktiv vorstelle.

Und jetzt geht’s ans Eingemachte:

Jeder sollte jemanden haben, der ihn ermutigt, Farbe zu bekennen, ohne ihn dabei neu bemalen zu wollen. Zitat aus: „Das Gewicht der Seifenblasen“

Jetzt zitiere ich sogar einen Satz aus dem Buch. Wann mache ich so etwas? Das kann man bei mir bei über 380 Rezensionen noch immer an einer Hand abzählen. Doch hier hat mich Verschiedenes zutiefst beeindruckt. Die Kraft, die die Worte im gesetzten Kontext haben, sind stark und wertvoll und bedürfen einer andauernden Wiederholung. Ich hoffe, das Buch wird von vielen Menschen gelesen, damit sie ihre Spuren in ihnen hinterlassen können.

Der Einstieg ist humorvoll, spritzig und lebendig. Die Geschichte ist aufwühlend, unglaublich schmerzhaft, beklemmend realistisch und vergänglich schön. Ich musste gerade meine Tränen wegwischen. Ja, ich habe geweint und Gänsehaut bekommen. Es ist hart, echt hart …. Und doch so irre gefühlvoll.

Wie lange kann man in den Abgrund schauen, ohne selbst zu fallen?

Dieser und anderen Fragen, spürt Winter feinfühlig hinterher. Gegen Ende des ersten Drittels ist Liza etwas anstrengend für mich, doch dann packt Winter das große Silberbesteck aus und reißt mich damit völlig in die Tiefe. Zu diesem Zeitpunkt schäme ich mich, dass mich so oberflächlicher Quark genervt hat.

Irdisch tragisch und himmlisch gut

Wenn mich der Schmerz der Figuren zu überwältigen droht und ich dabei bin zu flüchten, holt mich Winter mit einer Dringlichkeit zurück in ihre Mitte, wie ich es selten erlebe. Kurz vor Schluss muss ich das Buch weglegen, um durchzuatmen, und bestaune dabei meine eigene Sprachlosigkeit. Es kommt selten vor, doch ich bin sprachlos. Im Anschluss an die Geschichte ist es mir unmöglich, sofort die Rezension zu verfassen. Dazu benötige ich Abstand und Reflexion zum Gelesenen.

Es gibt Menschen, die sterben schon vor ihrem Tod, aus Angst zu leben

Alles liest sich beklemmend realistisch. Das Buch wird abwechselnd aus den Ich-Perspektiven im Präsens von Liza und River geschildert. Neben Beccas Schicksal scheint die Liebesgeschichte von River und Liza immer wieder zu verblassen. Doch Winter verliert nie die Balance und die Strahlkraft der Liebe bleibt auf Augenhöhe.

Das Buch ist keine leichte Kost und das liest man nicht zwischendurch, nebenbei, oder ab und an. Entweder ganz oder gar nicht, lautet hier die Devise und ich muss mich darauf einlassen, was ich tue und ich bereue keine Seite.


Mein Fazit:

„Das Gewicht von Seifenblasen“ fordert mich und verlangt an einigen Stellen tiefe Einblicke in mein eigenes Seelenleben. Ich gebe alles gerne und bekomme es tausendfach zurück. Die Geschichte geht tief rein. Wo andere an der Oberfläche kratzen, packt Winter alles an Bohrwerkzeugen aus und ist wild entschlossen, zum Kern unseres Herzens vorzudringen. Und was soll ich sagen: Es gelingt ihr spielend.

Alleine Winters Schreibstil ist ein Genuss. Sie kitzelt immer wieder mein Lachzentrum, spricht meine Sinne an und sorgt für einen ordentlichen Taschentuchverschleiß. Wenn sie da mal nicht eine Kooperation mit einer gewissen Firma eingegangen ist. Ha, wenn ihr mutig genug für dieses Buch seid, dann wird euch spätestens beim Lesen klar: Spaß muss etwas Dauerhaftes in eurem Leben sein. Und nicht vergessen: Kein Wort in diesem Buch ist „Sinn“ – los.

Von mir erhält „Das Gewicht von Seifenblasen“ 5 ergreifende ⭐️ von 5 und eine absolute und unbedingt Leseempfehlung. 🔥

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