Glücksstein
Alles hat ein Ende

Alles hat ein Ende

9. Pauli von 12


06.04.2023

Und dann ist alles anders …


Schock während der Chemo


Heute ist Donnerstag, mein Chemotag und entsprechend ausgerüstet bin ich in die Onkologie und habe mich dort mit meinen anderen Pacli-Damen getroffen. Ein Vertretungsarzt ist heute anwesend, da unser Onkologe einmal Urlaub benötigt. 

Alles läuft wie geschmiert und ich darf nach dem Labor gleich bis zum Arztzimmer auf rutschen. Der neue älterer Arzt stellt sich kurz vor und braucht eine Weile, ehe er meine Anamnese aufgedröselt hat. Ich habe ja reichlich Krankheiten im Gepäck. Beim Anblick meiner Finger und den dazugehörigen Schilderungen lehnte er sich tief in den Sessel zurück. 

„Wissen Sie bei Nerven, ist das so eine Sache. Wenn wir den Punkt verpassen, an denen sie sich noch erholen können, gibt es kein zurück. Hinterher ist man immer schlauer. Ich würde heute keine Chemotherapie empfehlen. Besprechen Sie das weitere Vorgehen bitte mit den Strahlenexperten kommende Woche. Wir schauen dann, ob wir nächsten Donnerstag noch eine Pacli geben oder nicht.“

Meinen Vorschlag, heute eine zumachen und dann zu beenden, lehnte er ab. „Vergessen Sie nicht, was ich Ihnen gesagt habe. Bei Ihnen ist nicht die Dosis das Problem, sondern der Wirkstoff.“ Und jetzt bin ich ziemlich ratlos und aufgewühlt auf meiner Couch und versuche für mich einen Weg zu finden, damit klarzukommen, dass das bereits das Ende meiner Chemo sein kann. 2 Chemos fehlen – was ist richtig, was ist falsch. Ich weiß es nicht. Sollte es dabei bleiben, dann hätte ich am 30.03.2023 meine letzte Chemo erhalten.

Das Leben nicht vergessen zu leben

So schwer es mir auch fällt, freue ich mich immer, wenn ich mich draußen bewegen kann. Bei Sonnenschein und mit toller Begleitung macht alles doppelt so viel Spaß.



11.04.2023

Ein neuer Therapieabschnitt beginnt

Heute hatte ich mein Erstgespräch in der Strahlentherapie. Die Chemo ist jetzt beendet und fühlt sich für mich immer noch komisch an. Das Gespräch mit meinem Onkologen steht noch aus, weil dieser noch im Urlaub ist. Er wird nicht begeistert sein, aber das war jetzt der Lauf der Dinge und für meine Finger sicher die richtige Entscheidung.

Die Antihormontherapie soll erst nach der Strahlentherapie starten. Das wurde mir dringend empfohlen.

Zum Ergebnis der Genetik „Variante unklare Signifikanz“ hatte er einige Empfehlungen. Ich sollte unbedingt mit einem Humangenetiker sprechen  und er würde mir raten, die Eierstöcke entfernen zu lassen. Inzwischen habe ich einige Arztmeinungen dazu und jede klingt anders. Mal sehen, was ich da noch unternehme. 

Ich habe jetzt einen Termin für das Bestrahlungsplanungs-CT und die erste Bestrahlung erhalten. 30x muss ich da durch. Wieder ein weiterer Schritt.


Die Strahlentherapeuten Coburg


20.4. 2023

Planungs-CT

Heute war ich bei den Strahlentherapeuten Coburg und hatte mein Behandlungsplanungs-CT. Statt Flachatmung wird DIBH angewandt. Also tief einatmen und die Luft anhalten, was ich nicht gut kann. Während der Bestrahlung könnte das bis zu 10x nötig werden, wie ich heute erfahren habe.

Ob die gezeichnete Markierung auf der Haut durchhält? Ich glaube, ich sollte es bald nachzeichnen, aber weiß nicht, ob das okay ist. Wie war das bei euch? 

Morgen versuche ich im Strahlenzentrum jemanden zu erreichen und frage nach. In der Mitte ist eine Linie nur ganz schwach zu sehen. 

Zum Glück hatte ich mein aktuelles Buch dabei, denn ich war viel zu früh dran und musste dann auch noch etwas über meinen Termin hinaus warten.

Nächste Woche geht’s dann los. Wieder eine weitere Etappe, die startet. Und die Fototapete im Wartezimmer ist echt schön, aber noch schöner wären Fenster.


Warten bei der Stralentherapie


21.4.2023

Jetzt ist es amtlich

Nachdem die Chemo heute von meinem Onkologen als endgültig abgeschlossen erklärt wurde, kann ich auch innerlich einen Haken dranmachen. Nun wende ich mich gedanklich voll der Strahlentherapie zu – wieder eine neue Etappe und ich bin gespannt, wie ich sie meistern werde. 

Passend zum schönen Wetter bin ich heute schon ein gutes Stück gelaufen und es tut so gut, die Natur tief einzuatmen, den Vögeln zu lauschen und dabei die Hunde zu beobachten. 

Diese Welt wirkt so friedlich und ist fernab von Erinnerungen an scheußlichen Nebenwirkungen, unendlichen Warte- und Therapiezeiten, zermürbenden Ängsten und unpassenden Sprüchen von Mitmenschen, die ich gerne von hinten sehe. 

Hier sind wir bei uns und das ist herrlich. Jeder Hundeblick, der mich streift, macht mich glücklich. Und so laufen wir in unserem Tempo und genießen uns gegenseitig. So muss Leben.



26.4.2023

Heute ging die Bestrahlung los. Ich musste natürlich die Luft anhalten, das wurde ein paar mal mit mir geübt. Ein weißer Balken muss mittig in ein grünes Feld befördert werden, und dieser Bildschirm hängt direkt über meinen Augen.

Dann sagen Sie über Lautsprecher: Sie können jetzt selbstständig atmen. Ich lieg da und denk mir, gut ich atme. Passiert nichts. Kommt wieder die Stimme: Sie können jetzt selbstständig atmen. Ich denk mir nur, verdammt, was wollen die? Etwas mehr Kommunikation wäre echt von Vorteil. 

Also hab ich mal die Luft angehalten, den Balken ins mittlere grüne Feld gebracht und siehe da, die Arme an dem Strahlengerät klappen sich aus und es geht los. 

Ich glaube, mindestens dreimal ist das Gerät langsam um mich herum gefahren. Ich muss versuchen, ob ich morgen mit zählen kann, aber ich glaube, das schaffe ich nicht. Mich stresst das so sehr mit dem Luft anhalten. Das Gerät arbeitet nur, wenn ich nicht atme. 

Mir ist fast der Kopf geplatzt und ich hab voll die Hitze bekommen. Wie gerne hätte ich die Augen geschlossen und mich gedanklich woanders hin gebeamt, aber das ging nicht, weil ich den Balken ständig im Blick haben musste. Ich vermute, dass ich 5-6 Minuten mit der Bestrahlung zu tun hatte. Ich fand es schrecklich, aber nicht die Bestrahlung, sondern das dauernde nicht atmen dürfen. Hier weiterlesen


1. Bestrahlung


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