Die Rechte am Cover von „Pull the Trigger“ liegen bei Lago
Meine Rezension:
Buch Herkunft: Rezensionsexemplar über Netgalley von Lago
Pull the Trigger – 1. Teil von 3
von J. L. Drake, 352 Seiten, erschienen am 15.09.2020, Lago
Puh, ist hier bitte irgendwo der Lichtschalter? Diese Story ist an Finsternis kaum zu überbieten und die Brutalität in den Seiten ist heftig, aber so habe ich es gewollt.
Zur Handlung:
Tess taucht nach sechs Jahren bei ihrem besten Freund Matt in Santa Monica auf und dieser gibt ihr einen Job in der Bar des MC Devil’s Reach. Zwischen dem Präsidenten Trigger und ihr funkt es vom ersten Augenblick an. Beide sind kaputte Seelen und machen es sich gegenseitig nicht leicht. Der Spannungsbogen ist enorm.
Zu den Figuren:
Trigger ist 36 Jahre alt und sein Name ist Programm. Er ist der Präsident der Devil‘s Reach. Trigger ist der personifizierte Alptraum jeder Schwiegermutter. Beim Sex geht es ihm um die reine Triebbefriedigung, für alles andere hat er keinen Platz in seinem Herz. Er braucht es grob und heftig. Trigger handelt mit harten Drogen, aber selbst rührt er das Zeug nicht an. Sein Charakter lässt mich zwiespältig zurück.
Tess ist mit ihren 31 Jahren desillusioniert und bis auf ihren alten Freund Matt, alleine Sie zieht Ärger problemlos an. Mir gefällt ihre Gedankenwelt. Von Tess‘ Vergangenheit erfahre ich nur scheibchenweise etwas und bin am Ende des Buches nicht viel schlauer als vorher. Tess erschüttert mich im Verlauf der Handlung, aber es gibt unzählbare Momente, in denen ich mich mit ihr wohlfühle.
Die zahlreichen Nebenfiguren erreichen mich alle und ich habe zu keiner Zeit ein Problem damit, wer zu wem gehört. Ich mag die meisten und hoffe auf ein Wiedersehen in den Folgebänden.
Die Umsetzung:
Der Einstieg ist gnadenlos brutal. Der Leser wird zu keiner Zeit geschont und erlebt sämtliche Folterungen und Morde hautnah mit. Das Buch strotzt vor roher Gewalt. Selbst die expliziten Szenen sind immer derb und gehen mit einer gewissen Distanz einher. Wer braucht schon Romeo und Julia, wenn er Trigger und Tess haben kann.
Geschickt eingebaute Rückblenden, vermitteln mir einen Eindruck, unter welchen extremen Bedingungen Trigger aufgewachsen ist, was sich als äußerst hilfreich erweist. Mir gelingt es, mich teilweise in ihn hineinzufühlen. Seine Veränderung verläuft subtil und überzeugend ab.
Überhaupt hat mich Drake mit ihren erschreckenden Charakteren gepackt. Sie besitzen eine Kraft, außerhalb der Lesezeit in meine Gedankenwelt einzudringen, die mich überrascht. Der Spannungsbogen reißt im Grunde nie ab und der Cliffhanger am Ende lässt mich beunruhigt zurück.
Was mir nicht gefällt:
Die kursive Schrift in den Rückblenden und die einseitige Verhütung. Gut, bei diesem Buch macht man sich wohl darüber die wenigsten Gedanken, aber da ich alle Bücher gleich bewerte, fließt es logischerweise mit ein.
Das größte Manko ist die oft holprige Übersetzung. Da hält nicht sie den Sitz des Motorrades in einer tödlichen Umklammerung, sondern der Sitz sie. Und dann sind da Passagen, die keinen Sinn ergeben und die ich mir deshalb nicht immer erschließen kann. An manchen Stellen liest sich der Text unvollständig. Es hapert total und dadurch erreichen mich die Gefühle nicht, wie es der Fall sein sollte. Wenn diese Story ordentlich ausgearbeitet wäre, wow, ich hätte komplett das Atmen verlernt, aber so ging leider jede Menge Potential verloren. Ob es rein an der Übersetzung liegt, oder generell am Schreibstil, kann ich nicht beurteilen.
Mein Fazit:
„Pull the Trigger“ ist ein Buch, das mir einen intensiven Einblick in den äußerst brutalen Alltag der Devil’s Reach bietet. Es fällt mir schwer, die Beziehung von Trigger und Tess als Lovestory zu bezeichnen, obwohl sie durchaus leidenschaftlich aufeinander abfahren. Sie bewegt Rädchen in ihm, die noch nie in Bewegung gekommen sind, und diese Momente berühren mich. Die Story ist so was von düster und ich sehe verdammt wenig Licht darin. Trotz Schwächen in der Übersetzung/Schreibstil, ist meine Leselust auf den Folgeband groß.
Von mir erhält „Pull the Trigger“ 3,5 pechschwarze ⭐️ von 5 und eine Leseempfehlung für alle ab 18 Jahren aufwärts, die mit einem gutausgestatteten Nervenkostüm unterwegs sind. Wo ich keine halben Sterne vergeben kann, runde ich auf.